Sprache – das größte Missverständnis zwischen Eltern und Kindern

…und auch zwischen Erwachsenen 😝

Sprache ist eines der mächtigsten Werkzeuge, die wir täglich nutzen – und trotzdem verwenden wir sie oft, ohne zu reflektieren, wie sie wirkt. Gerade Kinder nehmen Worte unglaublich stark auf: Jedes Wort wird in ihrem Gehirn zu einem inneren Film, zu Bildern und Emotionen, die sie abspeichern.

Warum das so wichtig ist:

Kinder verstehen abstrakte oder verschleierte Begriffe nicht.
„Man darf das nicht tun“ erzeugt für das Kind kein klares Bild.
Stattdessen entsteht ein verwirrendes inneres Bild: Mann – Haut – Nicht?

Kinder kennen die Rechtschreibung noch nicht.

Wörter wie „müssen“ oder „sollen“ vermitteln Druck, Zwang und wenig Motivation.

Füllwörter wie „jetzt“ oder „einfach“ können unnötigen Stress erzeugen.
Beispiel: „Ich muss jetzt einkaufen“ vs. „Ich gehe einkaufen“.
„Wir ziehen die Schuhe an“ vs. „Du musst jetzt die Schuhe anziehen“.

Auch kleine Wörter wie nur, erst oder schon tragen oft eine unterschwellige Bewertung.
👉 „Das ist nur eine Kleinigkeit.“ – wertet ab.
👉 „Du kannst das erst später machen.“ – verschiebt Bedeutung und nimmt Handlungsspielraum.
👉 „Du bist schon groß.“ – setzt Erwartung oder Druck.

Diese Wörter wirken subtil, aber Kinder spüren sofort, ob etwas als klein, groß, genug, zu spät oder zu früh bewertet wird.
Oft reicht es, sie einfach wegzulassen – und sofort entsteht mehr Klarheit und Leichtigkeit.

Auch doppeldeutige Wörter können verwirren:
👉 „Das ist einfach“ (bedeutet: leicht) vs. „Du kannst einfach weiterlaufen“ (Füllwort).
👉 „noch“ („Wir machen noch schnell dies oder das“) suggeriert oft Druck oder fehlende Zeit.


Kurz: Unsere Sprache ist voll von Bewertungen – oft unbewusst. Wenn wir beginnen, diese rauszunehmen, entsteht eine ganz neue Klarheit und Verbindung.

Beispiel aus dem Alltag – Schuhe binden:

Statt zu sagen: „Ich mach das jetzt“ oder „Du musst die Schuhe anziehen“, können wir klar, wertschätzend und offen formulieren:

„Sag mir bitte, wenn du Hilfe brauchst.“

„Ich sehe, dass es noch nicht klappt, wir üben das nächste Mal weiter.“

„Heute habe ich es eilig, ich mache das jetzt für dich.“

👉 Ehrlichkeit schafft Vertrauen.

Die Falle von Fragen

Häufig stellen wir Fragen, obwohl wir die Antwort schon kennen.
Beispiel Spielplatz: „Sollen wir jetzt nach Hause gehen?“
Das Kind sagt „Nein“ – und wir antworten: „Wir gehen jetzt aber!“

Wird das zur Gewohnheit, entsteht Unsicherheit: Kinder wissen nicht, wann sie wirklich mitentscheiden dürfen. Die Bindung leidet, weil sie die Ernsthaftigkeit von Entscheidungen nicht einschätzen können.

Nein & Ja – Entscheidungen, die Klarheit brauchen

Das klare Nein ist wichtig – Kinder müssen wissen, dass sie sich darauf verlassen können. Gleichzeitig sagen viele Eltern reflexartig Nein und ändern ihre Entscheidung erst, wenn das Kind nochmal fragt oder gute Argumente bringt. Das erzeugt Frust und Unsicherheit.

Das gleiche gilt für das Ja: Schnell gesagt, ohne nachzudenken – und später zurückgezogen. Beispiel: „Darf ich ein Eis?“ – „Ja“ (im Vorbeiscrollen) – Kind holt sich eins – Eltern: „Warum isst du jetzt ein Eis?“ → Chaos und Ärger.

Es geht nicht darum, dass wir uns nie umentscheiden dürfen – natürlich dürfen wir das! Aber es sollte nicht die Regel sein. Kinder brauchen Verlässlichkeit.

👉 Das heißt: erst zuhören, überlegen, dann sprechen. Entscheidungen bewusst treffen – und dabei klar bleiben.

Das schenkt nicht nur dem Kind Sicherheit, sondern sorgt im Alltag für weniger Konflikte, mehr Vertrauen und spürbar mehr Leichtigkeit.

Kernbotschaften für eine positive Sprache

Sprache bewusst einsetzen: Sag, was du willst – nicht, was du verhindern willst.

Vom Müssen zum Wollen/Dürfen: Sprache positiv formulieren.

Füllwörter & Bewertungen weglassen: Sie sind oft unnötig und schaffen Missverständnisse.

Nein und Ja bewusst nutzen: Klare, überlegte Entscheidungen.

Lob und Wertschätzung: Kinder in ihren Anstrengungen sehen und ermutigen.

Kernbotschaften für eine positive Sprache

Sprache bewusst einsetzen: Sag, was du willst – nicht, was du verhindern willst.

Vom Müssen zum Wollen/Dürfen: Sprache positiv formulieren.

Füllwörter & Bewertungen weglassen: Sie sind oft unnötig und schaffen Missverständnisse.

Nein und Ja bewusst nutzen: Klare, überlegte Entscheidungen.

Lob und Wertschätzung: Kinder in ihren Anstrengungen sehen und ermutigen.

 

Warum das entscheidend ist

Kinder entwickeln Selbstvertrauen, wenn sie klare Worte hören und Entscheidungen nachvollziehen können.
Positiv eingesetzte Sprache fördert Motivation, Freude und Selbstwirksamkeit.
Eine respektvolle Kommunikation stärkt die Bindung.
Und: Kinder übernehmen unsere Haltung, Wortwahl und Art, mit Herausforderungen umzugehen.

Reflexion

Beobachte in den nächsten Tagen mal:

Wie oft sagst du „nicht“, „muss“, „man“, „nur“, „erst“ oder „schon“?

Wie oft sind deine Aussagen eigentlich Bewertungen?

Wie viel Frust oder Missverständnis entsteht dadurch zwischen dir und deinem Kind?

Welche kleinen Änderungen könnten euren Alltag leichter, klarer und liebevoller machen?

Sprache formt Realität. Wer sie bewusst, positiv und klar einsetzt, schenkt seinen Kindern Vertrauen und Sicherheit – und ist gleichzeitig ein starkes Vorbild.

Und nebenbei: Es fühlt sich so viel besser an! Gleichzeitig ist es erschreckend, wie viel Kauderwelsch wir im Alltag sprechen.

Mein Tipp: Macht eine kleine Family-Challenge daraus – beobachtet gemeinsam eure Sprache. Wir hatten damit schon richtig viel Spaß. Und probiert es auch beim Schreiben von Nachrichten oder beim Vorlesen von Büchern aus.

 

✨ Sprache bewusst = Alltag leichter ✨

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