Tragen darf das Erste sein, was wir tun – und nicht das Letzte, was wir versuchen

Wir Menschen sind Traglinge. Schon seit Urzeiten werden Babys getragen – nah am Körper, geschützt, geborgen. Und noch heute zeigen uns Körper und Reflexe: Wir sind dafür gemacht.

Warum wir Traglinge sind

Sowohl Erwachsene als auch Babys senden eindeutige Zeichen: Babys klammern sich reflexartig fest, sie krümmen Beinchen und Ärmchen an, sobald sie hochgenommen werden. Erwachsene tragen Babys automatisch auf der linken Seite – näher am Herzen. Alles in uns ist darauf ausgerichtet: auf Nähe, auf Körperkontakt, auf getragen werden.

Körperliche Vorteile des Tragens

Das Tragen ist mehr als ein Gefühl der Geborgenheit. Es hat unmittelbare, gesundheitliche Vorteile:
– Kopfentwicklung: Im Liegen können sich Schädelplatten verformen, Gesichter asymmetrisch entwickeln. Getragene Babys sind beweglicher, ihr Kopf bleibt rund.
– Hüftentwicklung: In der Anhock-Spreizhaltung entwickeln sich Hüftgelenke optimal.
– Rückenentwicklung: Babys werden mit einer C-Wirbelsäule geboren. Richtig getragen, kann sich die Wirbelsäule gesund zur S-Form entwickeln.
– Verdauung: Aufrechte Position und sanfte Bewegung fördern die Verdauung und erleichtern Koliken.
– Muskeln & Tonus: Durch die Bewegungsimpulse der Trage wird der Muskeltonus sanft gefördert.

Emotionale Vorteile des Tragen


Babys verbringen im Mutterleib 24/7 in Bewegung, Wärme und Sicherheit. Im Tragetuch oder in der Tragehilfe erleben sie ein Stück dieser Vertrautheit:
– Sie fühlen sich gehalten und willkommen in dieser neuen Welt.
– Sie bauen Bindung und Vertrauen auf.

Sie lernen, dass Einschlafen sicher und schön ist.

Sie nehmen Gerüche, Stimmen, Bewegungen und Atem der Bezugsperson wahr – ihre Sinne sind aktiv und sie lernen, die Welt aus einer sicheren Position kennen.

Vorteile für die Stillbeziehung

Tragen wirkt wie ein Bindungs-Booster:
– Durch Nähe wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet, das sowohl Bindung als auch Milchbildung unterstützt.
– Stillzeichen werden schneller erkannt, die Stillatmosphäre verbessert sich.

Unterwegs ist Stillen in der Trage möglich – praktisch und diskret.
👉 Wichtig: Im frühen Wochenbett sollte Stillen vorrangig in Ruhe auf dem Sofa oder im Bett stattfinden. Dann kann der Papa das Babytragen übernehmen und so Bindung aufbauen.

Vorteile für den Tragenden

Tragen im Tuch oder in einer ergonomischen Trage ist beckenbodenschonend.

Auf dem Arm zu tragen belastet den Körper einseitig und ist ca. 20 % schwerer.

In einer Trage ist das Gewicht gut verteilt, auch Stürze lassen sich leichter abfangen.

Auch Schmerz/Weinphasen können aktiver und gelassener begleitet werden.Der Fokus liegt nicht auf „halten müssen“, sondern auf begleiten dürfen.

Gesundes Tragen – das solltest du beachten ´

Kopfkuss-Höhe

Dein Baby sollte so hoch sitzen, dass du ihm ein Küsschen geben kannst.

Freie Atemwege

Nase und Mund immer frei!

Bauch an Bauch

Blickrichtung zum Tragenden, niemals nach vorn.(Hüfte,Rückenschäden und Überreizung)

Anhock-Spreizhaltung

Knie höher als der Po, Beinchen wie ein „M“

Runder Rücken

Babys werden mit C-Wirbelsäule geboren. Eine gute Trage stützt, bis sich die S-Form entwickelt hat.

Nacken & Kopf

Gerade bei Neugeborenen muss der Kopf mitgestützt werden.

Alltagsvorteile

Tragen erleichtert nicht nur Gesundheit und Bindung, sondern auch den Alltag:
– Hände frei für Haushalt, Kochen, Zähne putzen oder mal die Haare machen.
– Beim Wandern, im Garten oder beim Einkaufen – das Baby ist immer dabei.
– Rückentragen eröffnet weitere Möglichkeiten, gerade wenn Geschwisterkinder da sind.

Tragen & Bewegung

Ab einem gewissen Alter eignet sich Tragen auch wunderbar für Bewegungskurse wie Kanga-Training.
Das stärkt das Immunsystem, die Muskulatur und unterstützt den Beckenboden – gleichzeitig bleibt dein Baby sicher und geborgen.

Orientierung im Trage-Dschungel

Das Angebot an Tragetüchern und Tragehilfen kann heute überfordernd sein: Halfbuckle, Fullbuckle, elastisch, gewebt – und jede Marke behauptet, die beste zu sein.

👉 Mein Tipp: Suche dir eine Trageberatung. Dort kannst du testen, ausprobieren und die für dich passende Lösung finden. Auch im Rahmen von Kanga-Training hast du die Möglichkeit, Tragen praktisch zu erleben.

Und vergiss nicht: Eine gute Trage muss nicht neu und teuer sein. Auch gebraucht findest du tolle Modelle – oft schon weich eingetragen, günstiger und absolut sicher.

Am Ende geht es nicht um Stoff und Schnallen. Es geht darum, was entsteht:
👉 Nähe. Liebe. Verbindung.

✨ Tragen darf das Erste sein, was wir tun – und nicht das Letzte, was wir versuchen. ✨

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